Verwandlungen und Lebenslust in Dassow

Mehr als zwei Jahre hat es gedauert, nun ist „Lust auf Verwandlung“ seit Anfang Juni endlich in der Familienbegegnungsstätte in Dassow zu sehen. Die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Nordwestmecklenburg Simone Jürß hatte nicht locker gelassen und auch durch zwei Jahre Pandemie hindurch den Kontakt zu dem Rostocker Verein „Gemeinsam mehr Mut e.V. – Wege bei Krebs“ gehalten. Nun stellt der Verein eines seiner größten Projekte in Dassow aus.

Der „Gemeinsam mehr Mut e.V.“ kümmert sich seit rund 12 Jahren um Menschen die an Krebs erkrankt sind und hat mittlerweile an die 100 Mitglieder.
Vorsitzende ist die in der Region bekannte Sängerin Jacqueline Boulanger, die gemeinsam mit Simone Jürß die Ausstellung eröffnete und die Historie der ausgestellten Fotos erläuterte.
Sie zeigen Frauen, die an Krebs erkrankt sind, in einer ganz anderen „Rolle“: Gemeinsam mit dem Fotografen Andreas Duerst und der Unterstützung von MaskenbildnerInnen des Rostocker Staatstheaters wurden 2018 insgesamt 14 Krebspatientinnen aufwendig geschminkt und mit Kleidern aus dem Fundus in Hofdamen, „Powergirls“ im 50er-Jahre-Look, Nymphen und andere Charaktere verwandelt – dann folgte ein Fotoshooting und die Verwandlung wurde in Bildern festgehalten. Die Ausstellung zeigt 12 Porträts.
„Es war unglaublich, wenn der Spiegel enthüllt wurde und die Frauen sich das erste Mal in ihrer Verwandlung sahen.“, erzählte Jacqueline Boulanger bei der Eröffnung: „Ein Erlebnis das auch unheimlich viel Lebensmut spendet. Ich spreche vorher viele Stunden mit den Frauen, um sie kennen zu lernen und das richtige Kostüm für sie zu finden.“
Die Fotoshootings wurde von einem Filmteam begleitet. Ende 2021 erschien der gleichnamige Dokumentarfilm „Lust auf Verwandlung“, der auf Youtube unter diesem Titel zu finden ist. Auch der NDR und das ZDF berichteten über das Projekt.

Ein Bildband mit den schönsten Fotos ist außerdem zum Preis von 18 Euro im Hinstorff-Verlag erschienen.
Damit nicht genug: Boulanger setzt das Projekt fort und gibt mehr Frauen und auch Männern Gelegenheit zur Verwandlung: „Wir gehen bewusst in den ländlichen Raum und suchen dort nach Krebs-Betroffenen, die dann in einem eintägigen Workshop ebenfalls im Kostüm abgelichtet werden. Einen Tag vor Ausstellungseröffnung fand ein solcher Workshop im Bürgerbahnhof in Grevesmühlen statt, an dem vier Nordwestmecklenburgerinnen teilnahmen. Eine davon war Brigitte Baaske, die seit 2018 mit der Krebsdiagnose lebt. Für sie war die Verwandlung in eine Adelige aus dem 19. Jahrhundert ein Erlebnis: „Es war toll: Am Anfang hatte ich meine Schmerztabletten vergessen  - am Ende hatte ich dann auch die Schmerzen vergessen, soviel Spaß hat es gemacht.“, erzählt sie bei der Eröffnung der Ausstellung. Bei einem weiteren Treffen später im Jahr werden die Teilnehmerinnen Ihre großformatigen Fotos erhalten.
„Die persönlichen Aussagen der Frauen zu ihren Fotos haben mich sofort fasziniert und bewegt. Ich wusste, dass ich diese Ausstellung unbedingt zu uns holen möchte.“, so die Gleichstellungsbeauftragte Simone Jürß: „Wegen der Pandemie hat es zwei Jahre gedauert. Ich danke auch der Leiterin der Familienbegegnungsstätte Dassow Frau Andrea Hinrichs und der Leiterin der Krebs-Selbsthilfegruppe Selmsdorf Heidrun Wendlandt für die Unterstützung bei der Vorbereitung.“
Die Ausstellung ist mindestens bis Ende August immer von Montag bis Donnerstag in der Zeit 14-17 Uhr in der Begegnungsstätte im Alten Rathaus von Dassow (Lübecker Str. 50) zu sehen. Außerhalb dieser Zeiten ist eine Besichtigung auf telefonische Anfrage möglich (038826-88313).