75.Jahrestages des Gadebuscher Vertrages (Barber-Lyaschenko Vertrag)

Am 13. November 1945 unterschrieben die Beauftragten der beiden Oberkommandos Generalmajor Colin Muir Barber und Generalmajor Nikolai G. Ljaschtschenko die Vereinbarung über den Gebietsaustausch zwischen der britischen und der sowjetischen Besatzungszone zwischen Schaalsee und Ratzeburger See. Im sogenannten Gadebuscher Vertrag wurde festgelegt, welche Gebiete entlang der im Potsdamer Vertrag festgelegten Besatzungsgrenzen gegenseitig ausgetauscht wurden. Dieses geschah nach der Unterzeichnung des Vertrages innerhalb von nur 3 Tagen. Jahrhunderte alte entstandene Dörfer und Güter und die damit auch verbundene gewachsene kulturelle Entwicklung der Bevölkerung wurden über Nacht zerstört. Die leergezogenen Gehöfte und Häuser der betroffenen Dörfer wurden danach geplündert und standen Monate später den deutschen Flüchtlingen und Vertriebenen aus den besetzten deutschen Ostgebieten wie Schlesien, Ostpreußen und  auch aus Sudentendeutschland zur Verfügung. Damit kamen auch Menschen aus einem anderen Kulturkreis in unsere Region. So wurde beispielweise die in unserer Region nicht vorhandene katholische Kirche und damit verbundene Konfession neu angesiedelt.

Die Verhandlungspartner definierten drei Austauschgebiete: Das Gebiet X umfasste die Gemeinden Römnitz, Bäk, Mechow und Ziethen. Dieses Gebiet übergaben die Sowjets an die Briten. Die Gebiete A und B östlich vom Schaalsee mit den Gemeinden Dechow, Thurow und Lassahn wechselten von der britischen zur sowjetischen Besatzungszone. Bis zum 28. November 1945 war der Gebietsaustausch abgeschlossen. Die britische Besatzungsmacht bot den Einwohnern in den Gebieten A und B an, in die britische Besatzungszone zu wechseln. Wer zurückbleiben wollte, musste jedoch Vieh, Getreide und landwirtschaftliche Geräte abgeben. Letztlich verließen über 80 Prozent aller Einwohner ihre Dörfer. Anders im Gebiet X. Die Rote Armee informierte die Einwohner nicht über den Wechsel. Nahezu alle Einwohner blieben in den Dörfern dieses Gebietes und waren auch erleichtert über den Abzug der sowjetischen Besatzung.

Mit Beendigung des 2. Weltkrieges und die damit verbundene Teilung Deutschlands in die Besatzungszonen der Alliierten und die im Jahre 1949 erfolgte endgültige Teilung in 2 deutsche Staaten, brachte für die Bevölkerung beider Seiten die wohl grundlegendste Veränderung in der Geschichte Deutschlands, deren Auswirkungen bis heute zu spüren sind.

Die TV-Film-Nord GmbH aus Klein Salitz hat mit Unterstützung des Landkreises dazu eine Filmreihe produziert. Da die geplante öffentliche Gedenkveranstaltung am 13.11. aus den bekannten Gründen abgesagt wurde, hat der Autor und Produzent Herr Ulrich Koglin  die Veröffentlichung des Filmes vorverlegt und eine moderierte Form gewählt, um wenigstens im Netz den Ereignissen vor 75 Jahren zu gedenken.

Das Filmprojekt ist eine Erinnerung an dieses geschichtliche Ereignis aber auch des weiteren Zusammenlebens und gegenseitigen Verständnisses. Dem Autor war die Einbeziehung der jüngeren Generation bei der Erforschung der Auswirkungen des Gebietsaustausches für die Entwicklung der Region sehr wichtig. Insbesondere Schülerinnen und Schüler der Gymnasien in Gadebusch und Zarrentin beteiligten sich an der Recherche und führten Interviews.

Teil 1

Innerhalb der Filmreihe zeigt der Teil I „Schüler auf Spurensuche“, wie Schüler sich mit der Geschichte des Gebietsaustausches auseinandersetzen. Schüler der Gelehrtenschule in Ratzeburg entwickelten ein Theaterstück, um sich mit den unterschiedlichen Schicksalen der Betroffenen zu beschäftigen. Schüler vom Gymnasium in Gadebusch setzen die historischen Fakten in einem Animationsfilm um und Schüler vom Schulzentrum in Wittenburg befragten Zeitzeugen und dokumentieren die Erinnerungen. Jeder Film wird von einem Gespräch zwischen der Moderatorin Heike Götz mit Dr. Anke Mührenberg (Kreisarchiv Herzogtum Lauenburg) und Dr. Andreas Wagner (GRENZHUS Schlagsdorf) abgeschlossen.

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Teil 2

Der zweite Filmbeitrag trägt den Titel „Das Grüne Band geschichtlich“. Der Filmemacher Ulrich Koglin begleitet eine Fahrradtour durch den ehemaligen Grenzraum, wo sich heute das Grüne Band erstreckt. Dabei besuchen die Radfahrer historische Orte, die an die Geschichte des Gebietsaustausches erinnern, mit denen sich Erzählungen und Dokumente verbinden. Im Ergebnis des Gebietsaustausches entstand eine neue Demarkationslinie zwischen Ratzeburger See und Schaalsee, aus der sich später die innerdeutsche Grenze entwickelte. Eine Initiative der anliegenden Ämter unter Koordinierung der Stadt Gadebusch zur Erinnerung an das Barber-Ljaschtschenko-Abkommen vor 75 Jahren konnte in diesem Jahr umgesetzt werden. Es entstanden in den betroffenen Dörfern Erinnerungsstelen, die Geschichten aus dieser Zeit erzählen. Auch darüber berichtet der Film und natürlich über die historische Landschaft, in der sich heutige Urlauber bewegen.

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Teil 3

Mit dem Gebietsaustausch 1945 verlässt die Familie Berckemeyer ihr Gut in Groß Thurow. Die Briten übergeben das Gebiet der sowjetischen Besatzungsmacht. Wenige Wochen später setzen die Briten Bernhard P. Berckemeyer als Pächter der Domäne Römnitz ein. Doch die Domäne ist unter sowjetischer Besatzung in der Bodenreform bereits aufgeteilt. Der Streit um die Besitzrechte landet vor den Gerichten der BRD. Familie Berckemeyer bewirtschaftet die Domäne Römnitz bis in die 1990er Jahre. Nach der Wiedervereinigung verkauft das Land Mecklenburg-Vorpommern die Domäne, Familie Berckemeyer muss Römitz verlassen. Parallel dazu kauft sie Boden in Groß Thurow, um dort wieder einen Landwirtschaftsbetrieb einzurichten. Eine Rückkehr mit Hindernissen.

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Weitere Informationen erhalten Sie hier: Grenzhus Schlagsdorf – www.grenzhus.de

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