Piraten Open Air kann Spielbetrieb in abgewandelter Form fortsetzen

Pressemitteilung und offener Brief des Landrates zum Piraten Open Air Grevesmühlen

PRESSEMITTEILUNG: Open Air kann Spielbetrieb in abgewandelter Form fortsetzen. Keine weiteren Zwangsgelder angeordnet.

Nachdem für die Generalprobe des Piraten Open Air am Donnerstag, 23.6., ein Zwangsgeld in Höhe von 20.000 Euro verhängt werden musste, konnte eine weitere Verschärfung der Situation rund um den Betrieb des Piraten Open Air Theaters in Grevesmühlen nun abgewendet werden.

Auf Einladung des Landrates hat gestern ein persönlichen Gespräch mit der Geschäftsführung des Open Air Theaters Grevesmühlen stattgefunden. Dabei erklärte sich das Theater bereit, basierend auf der Baugenehmigung, dem Lösungsvorschlag des Landrates zu folgen. Das Piraten-Open-Air hat heute einen detailliert abgeänderten Spielplan vorgelegt. In diesem ist die Verwendung der Knall- und Explosionseffekte im zeitlichen Ablauf aufgeführt, die im Laufe des Stückes umgesetzt werden.
Mit der Vorlage des neuen Spielplanes liegt nun gleichzeitig die Erklärung des vom Piraten Open Air beauftragten Lärmgutachters vor, die eine Einhaltung der geforderten Lärmschutzauflagen nunmehr bestätigt.

„Mit der vorgelegten Planung stehen wir unserer Einschätzung nach auf einer sicheren Grundlage, um keine weiteren Zwangsmittel androhen und festsetzen zu müssen.“, so Landrat Tino Schomann: „Ich hoffe sehr, dass die weitere Spielzeit nunmehr störungsfrei umgesetzt werden kann.
Ich möchte noch einmal klarstellen: Mir persönlich war immer am Erhalt des Piraten Open Airs gelegen. Aber als Behörde sind wir an Recht und Gesetz gebunden – in diesem Fall sogar unter besonderer Beobachtung eines Gerichtes.
Ich hoffe sehr, dass die bestehende Unsicherheit für das Theater damit ausgestanden ist, sich an den eigenen Spielplan gehalten wird und wir keine Veranlassung bekommen, noch weitere Maßnahmen anzuordnen.“

Im Übrigen bedankte sich Minister Dr. Till Backhaus in einem persönlichen Brief  bei Landrat Tino Schomann für seine Rolle als Moderator bei der Herbeiführung der Klärung der komplizierten Situation und für sein persönliches Engagement in der Sache.
Das Piraten Open Air könne so weiterhin als „Besuchermagnet für die Region fungieren und großartige Unterhaltung für Besucher aus nah und fern bieten“.

 

Offener Brief des Landrates Tino Schomann als Antwort auf den offenen Brief der Schauspielerin des Piraten-Open-Air-Theaters Grevesmühlen, Frau Lydia Fischer, veröffentlicht auf dem Onlineauftritt der Ostsee-Zeitung am 27. Juni 2022

 

Sehr geehrte Frau Fischer,

Sie sprechen in Ihrem offenen Brief grundlegende Dinge an, weshalb ich mich entschlossen habe, Ihnen ebenfalls mit einem offenen Brief zu antworten.

Der Rechtsstaat beruht auf drei Gewalten, der gesetzgebenden, der ausführenden und der rechtsprechenden Gewalt. Als Landrat gehöre ich zu den ausführenden Gewalten. Meine Aufgabe ist es unter anderem, Gesetze auszuführen.

Ein wesentliches Anliegen des Rechtsstaates ist, dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind. Es gilt nicht das Recht des Stärkeren. Für alle, ob schwach oder stark, gilt das gleiche Gesetz. Diesem Prinzip fühle ich mich persönlich verpflichtet.

Und so kann es eben sein, dass drei klagende Anwohner Recht bekommen, obwohl davon dutzende Beschäftigte eines Theaters und tausende Besucher betroffen sind.

Von den Explosionsgeräuschen sind Kinder betroffen, Schichtarbeitende, Tiere. Jedes Jahr den ganzen Sommer lang.

Als Landrat bin ich aber nicht nur Chef einer Verwaltung, sondern auch Politiker. Ich habe also auch den Anspruch, Dinge zu gestalten. In der Frage können Sie sich ganz sicher sein, ich habe großes Interesse am Erhalt des Piraten-Open-Air-Theaters in Grevesmühlen!

In Ihrem Brief bezichtigen Sie mich der Lüge, weil ich das Theater als unkooperativ bezeichnet habe. Das muss ich entschieden zurückweisen, denn ich erlebe die Theaterleitung leider immer wieder so!

Das Theater hat mit Lärmbeschwerden zu tun, seit es sich in Grevesmühlen niedergelassen hat. Seit fast 15 Jahren messen wir zu hohe Werte und appellieren an die Theaterleitung, sich schalltechnisch beraten zu lassen. Wir appellierten bei Beratungen, in Mediationen, in Vertragsentwürfen, in Briefen. Das einzige wirklich signifikante Zugeständnis war, die Veranstaltung vor 22 Uhr enden zu lassen, also vor dem Eintritt der Nachtzeit.

Wir appellierten auch an die Beschwerdeführer, machten ihnen klar, dass es auch bei Einhaltung der Richtwerte nicht völlig ruhig sein werde.

Überhaupt die Richtwerte; es ist ja viel von Interessensausgleich die Rede. Die Richtwerte nach der Freizeitlärmrichtlinie oder ganz ähnlich in der TA-Lärm stellen genau diesen Interessensausgleich dar. Sie schützen die Betriebe und Einrichtungen vor klagefreudigen Menschen, die es gerne ganz still hätten, aber eben auch die Betroffenen vor Gesundheitsschäden durch Lärm.

 

Ich bin nunmehr jedoch gerichtlich zum Tätigwerden verpflichtet. Meine Spielräume, hier noch zu gestalten und zu vermitteln, sind unter diesen Bedingungen minimal.

Nochmal zum Thema Kooperation, und ich wiederhole hier weitgehend meine Erklärung vor dem Kreistag vom 23. Juni: Bereits vor einem Jahr forderte ich vom Theater, dass mit den Bauantragsunterlagen auch eine Lärmprognose vorzulegen sei. Mit der Prognose sollte der Nachweis geführt werden, dass die Richtwerte eingehalten werden. Für die Erstellung der Prognose wäre es erforderlich gewesen, dass das Theater einen Gutachter beauftragt und mit ihm die beabsichtigten Knall- und Explosionseffekte durchgeht.

Nachdem das Theater bis Mitte März diesen Jahres keine Prognose vorlegte, und die Zeit drängte, baute ich eine Brücke.

Die Forderung nach dem Nachweis wurde Auflage in der Baugenehmigung und Voraussetzung für die Zulässigkeit der Aufführung. Die Prognose sollte spätestens zwei Wochen vor der Generalprobe, also am 9. Juni vorliegen.

Diese Forderung war dem Theater schon seit dem 21. April bekannt. Aber erst am 19. Mai meldete sich das Theater und gab an, dass es eine Prognose nicht termingerecht liefern könne, denn das Schießpulver würde erst am 17. Juni geliefert, und deshalb könne nicht gemessen werden.

Ich baute eine weitere Brücke, indem ich eine Sondervereinbarung zur Baugenehmigung abschloss. Sie erlaubte dem Theater, die Messungen am Montag vorzunehmen und die Prognose bis Mittwoch 12 Uhr, abzugeben, also am Tag vor der Generalprobe. Und da ergab sich eben, dass das konzipierte Stück so nicht aufgeführt werden konnte.

Es ist das Versäumnis der Theaterleitung, nicht rechtzeitig gehandelt zu haben.
Es auch das Versäumnis der Theaterleitung, bei Lärmüberschreitungen ohne Alternative dazustehen.

Meine Hochachtung, dass Sie und Ihre Schauspielkollegen es nun schaffen, ein spannendes und unterhaltsames Stück ohne ein Übermaß an Knall- und Explosionseffekten quasi aus dem Boden zu stampfen.

Eins noch zum Abschluss. Der bestehende Konflikt wird natürlich von Personen getragen. Aber ich führe deshalb keinen persönlichen Kampf.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Tino Schomann
Landrat

 

 

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