Luftunterstützung gegen die Schweinepest

Landkreis schafft eine eigene Drohne zur Tierseuchenbekämpfung an

Am Donnerstag (30.6.) konnte der Landkreis Nordwestmecklenburg endlich bei einem Pressetermin eine wichtige Neuanschaffung vorstellen, welche die Kreisverwaltung besser für einen möglichen Ausbruch der afrikanischen Schweinepest (ASP) im Kreisgebiet rüsten soll.
In Zusammenarbeit des Veterinäramtes und dem Geodaten-Zentrum des Landkreises wurde Ende 2021 eine moderne, ferngesteuerte Drohne angeschafft, die nun der Öffentlichkeit präsentiert wurde.
„Ein ASP-Ausbruch im Landkreis würde nicht nur bedeuten, dass wir kilometerlange Zäune um das Ausbruchsgebiet errichten müssen. Das betroffene Gebiet muss auch systematisch nach Wildschweinrotten und Tierkadavern durchsucht werden. Dabei ist die Unterstützung aus der Luft eine sehr große Hilfe.“, erklärt Kreisveterinär Dr. Philipp Aldinger.

Landrat Tino Schomann war schnell überzeugt von der Notwendigkeit der Anschaffung: „Die Idee dazu ist auch in den Gesprächen mit unserem Nachbarlandkreis Ludwigslust-Parchim entstanden, der schon länger mit ASP zu kämpfen hat. Auf Landratsebene sprechen wir oft über das Thema und ich bin sehr dafür, aus den Erfahrungen in LUP zu lernen.“, so Schomann: „Wir müssen zum Beispiel auch über die Kosten für die Umzäunungen reden. Diese gehen im Ernstfall schnell in die Millionen und bislang gibt es keine Kostenübernahmen oder –Hilfen vom Land. Da besteht Nachsteuerungsbedarf.“

Betreut wird die Drohne vom Geodatenzentrum des Landkreises, das zum Bereich Kataster und Vermessung gehört. Dort wird schon seit Jahren mit Drohnentechnologie gearbeitet. Der Fachbereich hat mittlerweile sechs ausgebildete Drohnenpiloten.

Die Drohne vom Typ DJI Matrice 300 kann in einem Radius von 1,5 Kilometern agieren und mit einer Akkuladung bis zu 55 Minuten in der Luft bleiben. Im Gegensatz zu Modellen für den privaten Gebrauch ist sie auch bei Wind und Wetter einsatzfähig, kann im Regen fliegen und hält bis zu 5 Windstärken aus.
Die Piloten arbeiten in der Regel zu zweit: eine Person fliegt die Drohne, die andere bedient die drei verbauten Hochleistungskameras. Eine radiometrische Wärmebildkamera kann dabei auch Tiere im Unterholz aufstöbern. Die 20 Megapixel Zoomkamera kann aus großer Höhe gestochen scharfe Nahaufnahmen liefern, die sogar ausreichen würden, um aus 100 Metern Höhe einen Text auf einem Blatt Papier zu lesen. „Wir fliegen auf 100 Metern Höhe, damit die Geräusche der Drohne das Wild nicht aufschrecken“, erklärt Drohnenpilot Norman Kneifel vor Ort den Zuschauern.

Sein Kollege Johannes Nowack kümmert sich speziell um die ASP-Drohne und deren Ausstattung. Vor Ort erklärte er den anwesenden, dass die Drohne noch viel mehr Anwendungsmöglichkeiten hat:
„Bei Überschwemmungslagen können damit den Bevölkerungsschutz unterstützen, indem wir nach Vermissten suchen oder Lagebilder fertigen. Nach Waldbränden können wir mit der Wärmebildkamera Glutnester ausfindig machen und so die Feuerwehr direkt dorthin dirigieren. Im Falle ASP dient die Drohne nicht nur zum Aufspüren von Wild sondern hilft uns auch bei unserer Aufgabe, Karten zu erstellen, Fundorte zu markieren und den Verlauf von Zäunen zu planen.“, so Nowack.

Drohne inklusive Kamera und aller zugehörigen Technik haben in der Anschaffung rund 32.000 Euro gekostet. Eine Investition, die im Ernstfall Kosten sparen wird, denn der Einsatz von Drohnentechnik ersetzt Hubschraubereinsätze, die leicht vierstellige Beträge kosten können. Hubschrauber sind in Mecklenburg-Vorpommern außerdem nur sehr eingeschränkt verfügbar.

Mit der neuen Drohne ist der Landkreis wieder ein Stück besser auf die Bewältigung der Schweinepest vorbereitet, allerdings hoffen alle Beteiligten, dass der Ernstfall nicht so bald eintritt, denn die Belastung mit anderen Krisen – vor allem Corona und Ukraine-Krieg – ist in der Kreisverwaltung nach wie vor hoch. Dass es aber irgendwann soweit sein wird, steht fest: Seit 2017 bewegt sich ASP unaufhaltsam gen Westen und hat auch Mecklenburg-Vorpommern längst erreicht.

Zugegen waren bei dem Termin neben Pressevertretern die Forstämter der Region sowie Renee Pollak als Vorsitzender des Kreisjagdverbandes Nordwestmecklenburg und Dorothea Bredenkamp als Geschäftsführerin des Kreisbauernverbandes. Jäger und Landwirte werden im Ernstfall die wichtigsten Partner des Landkreises bei der Bekämpfung der Tierseuche sein. Kreisveterinär Dr. Aldinger ist seit 2017 eng mit allen Beteiligten zusammen, gibt Vorträge und entwickelt Notfallpläne:
„Noch sind wir gottseidank nicht betroffen, aber für die Jäger und Landwirte ist es ein gutes Signal, dass der Landkreis so gut auf das Thema vorbereitet ist und die Zusammenarbeit so eng ist.“, so Dorothea Bredenkamp: „Wir werden unseren Teil beitragen. Dabei ist es auch gut zu wissen, dass wir einen Landrat haben, der die Landwirtschaft und Jagd auch aus eigener Erfahrung so gut versteht.“

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