Landrätin informiert Eltern in Schönberg

Am Freitag vergangener Woche war bei einem Kind der 5. Klasse an der Regionalen Schule Schönberg eine positive Corona-Diagnose festgestellt worden – 110 Kinder, 6 Lehrer und eine Betreuungskraft mussten auf Anordnung des Gesundheitsamtes des Landkreises in häusliche Quarantäne.
Schnell kochten in sozialen Medien die Emotionen hoch – viele Fragen kamen auf und nicht alle konnten sofort beantwortet werden. 
Um dies zu ändern, initiierte Landrätin Kerstin Weiss spontan eine Informationsveranstaltung für die betroffenen Eltern in der Sporthalle der Schule am Dienstag. Zugegen waren auch die Schulleiterin Frau Hoffmann, der stellvertretende Bürgermeister von Schönberg Sebastian Busse und ein Vertreter des Schulamtes.
Die Landrätin hatte ihren Stellvertreter Ingo Funk, den Fachdienstleiter Bildung und Kultur Eike Albrecht und aus dem Gesundheitsamt Amtsarzt Wolfgang Harrandt und Verwaltungsleiter Mathias Frenz mitgebracht.

Erste Testreihe negativ, zweite folgt

Mathias Frenz hatte auch gleich eine gute Nachricht für die Eltern: Am Montag waren alle in Quarantäne befindlichen Kinder und Lehrer per Abstrichtest untersucht worden – alle Ergebnisse waren negativ.
Frenz erklärte auch das weitere Vorgehen: „Am Donnerstag (20. August) werden die Kinder erneut getestet. Wenn auch diese Tests alle negativ ausfallen, können wir eine Entscheidung treffen, ob die Quarantäne zum Wochenende aufgehoben werden kann. Wir werden die Eltern bis spätestens Samstag benachrichtigen."

Danach ging es an die weiteren Informationen für die Eltern, die auch zahlreiche Nachfragen stellten. 
Ingo Funk übernahm die Leitung der zweiten Gesprächsrunde mit den Eltern der 6ten Klassen – um Abstand und Hygieneregeln einhalten zu können, war die Veranstaltung geteilt worden – die erste leitete die Landrätin persönlich.

Nicht auf alles eine Antwort

Die Landrätin dankte allen interessierten Eltern für ihr Kommen und bemühte sich, auf alle Fragen zu reagieren – aber nicht jedes besorgte Elternteil konnte zufriedengestellt werden, denn: „Wir als Landkreis können leider nicht alle ihre persönlichen Probleme lösen.“, so die Landrätin: "Das Gesundheitsamt ist dafür zuständig, Kontaktpersonen der Kategorie 1 in Quarantäne zu schicken. In diesem Fall die ganze Kontaktgruppe des Kindes an der Schule, die sogenannte „Kohorte“.“ Das brachte aber viele Eltern in eine schwierige Situation, weil sie nun nicht arbeiten gehen konnten, sondern ihr Kind betreuen mussten – andere arbeiteten in sensiblen Bereichen wie der Pflege und wollten ihre Patienten nicht gefährden. „Das sind beides Dinge, bei denen wir leider nicht helfen können. Wir können nur einen Quarantänebescheid, der als Krankschreibung gilt, für Kategorie 1 ausstellen“, erklärte die Landrätin die bundesweite Regelung: „Leider können wir es Ihnen und ihren Arbeitgebern nicht abnehmen, diese Probleme miteinander selbst zu lösen.“

Auch das Problem verängstigter Kinder oder unangenehmer Testungen kann eine Landrätin nicht lösen, versuchte aber ihr Bestes, die Notwendigkeit zu erläutern. Und dass Bevölkerung und Behörden an einem Strang ziehen müssen: „Jeder leidet auf seine Weise unter der Situation und keiner bleibt unbetroffen. Deshalb muss auch jeder seinen Teil zur Bewältigung beitragen, so schwer das auch manchmal fällt: Wir befinden uns nicht im Normalzustand“, so Weiss.

Pandemie erklärt

Amtsarzt Wolfgang Harrandt vom Gesundheitsamt des Landkreises erklärte noch einmal die wesentlichsten Sachverhalte zur Pandemie.  Er und seine Kolleginnen und Kollegen stehen seit März unter einem sehr hohen Druck. 
Herr Harrandt erklärte  außerdem noch einmal das Ausmaß eines Pandemieausbruchs und wie aus einem Fall innerhalb kurzer Zeit tausende werden können, wenn Infektionsherde nicht frühzeitig erkannt werden.
Er mahnte aber auch zur Besonnenheit als es Beschwerden gab, dass nicht sofort am Samstag alle Kinder getestet worden waren: „Auch da sind wir daran gebunden, das Personal zu haben. Von den vier Abstrichteams des Landes arbeitet am Wochenende nur eines und das hatte bereits einen Einsatz. Das ist aber keine Katastrophe gewesen. Mir als Mediziner war es sogar lieber, erst am Montag zu testen, weil aus meiner Sicht mehr Infektionen erkannt werden können.“
Dass Eltern sich über das Wochenende Gedanken und Sorgen gemacht haben, ist durchaus verständlich. 
Die Anrufteams tun ihr Bestes, um bei ihren Anrufen in den Haushalten Menschen auch zu beruhigen und Fragen aufzunehmen.

Aber nicht jede Sorge kann ausgeräumt werden: Als eine Frau aus dem Publikum die Eignung der verwendeten PCR-Tests für die Diagnose kategorisch abstreitet, kann auch Harrandt nur auf die Virologen und Pandemie-Experten verweisen, welche genau diese Tests zertifiziert und empfohlen haben – und die sitzen beim Robert-Koch-Institut, nicht in dieser Turnhalle.
„Und an diese Informationen und die Vorgaben halten wir uns und sind damit bislang sehr gut gefahren, wenn man sich das Infektionsgeschehen in anderen Ländern anschaut“, so Harrandt.

Emotional aber produktiv

Kritik des stellvertretenden Bürgermeisters an der Informationsgeschwindigkeit gegenüber den Eltern ganz zu Anfang nahm die Landrätin auf: „Was die grundsätzlichen Informationen angeht, bin ich davon ausgegangen, dass nach Monaten Corona das meiste klar ist. Bei persönlicher Betroffenheit kommen dann doch viele Fragen hinzu. Ich hoffe, einige konnten wir heute Abend klären“, so Weiss.
Viele Fragen, Antworten, stellenweise eine emotionale Diskussion, aber dennoch ein Abend, den Landrätin Kerstin Weiss nicht bereute, als sie die Halle verließ, denn gerade im Nachhinein kamen noch eine ganze Reihe Eltern auf die Landrätin zu und lobten das schnelle und entschlossene Handeln des Landkreises. Das Verständnis für die Lage war doch bei der Mehrheit vorhanden und auch die schnelle Information über den Fall über Presse und soziale Medien wurde gelobt.

Auch die zweite Gesprächsrunde lief unter Leitung des 2. Stellvertreters der Landrätin am Ende doch weitgehend produktiv: „Es war sogar sachlicher als in der ersten Runde. Auch für uns geht es ja darum mitzunehmen, was wir beim nächsten Mal vielleicht besser oder anders machen können. Darüber wird es in der kommenden Woche auch noch Gespräche mit dem Schulamt in Schwerin geben. Dort wollen wir gemeinsam aus dem Fall bei uns und denen in anderen Landkreisen lernen.“

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